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Gemeindefest 2019

Geschichte der Weltladenbewegung

Die Weltladen-Bewegung hat christlich-kirchliche Wurzeln. Die Idee der Unterstützung zur Selbsthilfe von Notleidenden in sogenannten Entwicklungsländern entstand bei den Mennoniten in den USA. Schon in den vierziger Jahren entstand dort die Bewegung „Tenthousend-Shops“, die heute noch existiert. In Europa eröffnete der erste Weltladen 1958 in den Niederlanden. Hier entstand dann auch ein erstes Import- und Verteilzentrum. Von diesem konnten die ersten Weltläden in Deutschland mit profitieren.

In Deutschland gab es eine eigene Aufbruchsbewegung. Anfang der siebziger Jahre wurde sie ganz besonders von den kirchlichen Jugendverbänden getragen. Das war die Zeit des Vietnamkriegs und in Nigeria die Zeit des Krieges und der Hungerkatastrophe von Biafra. Diese Zeit war auch noch sehr von der 68er Studentenbewegung geprägt. Ökumenische Organisationen wie Oikocredit und INKOTA entstanden und in Süddeutschland und Hildesheim die ersten Unterstützergruppen und Weltläden, meistens im Umfeld und unter dem Dach von Kirchengemeinden. Schon bald entstanden auch christlich mitgeprägte Vereinsstrukturen. Die katholischen und protestantischen Jugendverbände gründeten in einem mehrstufigen Prozess die GEPA in Wuppertal, der heute in Europa größte Importeur und Verarbeiter Fairer Waren.

Schnell wuchs die Anzahl der damals sogenannten „Dritte-Welt-Läden“. Getragen wurden sie damals und heute noch, von ehrenamtlich tätigen Menschen überwiegend mit einem kirchlichen Hintergrund. Bis heute kommen die Menschen hinter den Weltläden aus nahe beieinanderliegenden Milieus; dem caritativ-kirchlichen, dem alternativ-visionären und dem antikolonialistisch-politischen Milieu. Menschen, deren Engagement sich hier mischt, haben oft eine Nähe zu allen drei Bereichen. Alles bisher Gesagte trifft so auf West-, ganz besonders auf Süddeutschland zu. Die Geschichte der Weltladenbewegung im Osten beginnt 1990.

Für uns heute ist vor allem die Entwicklung der letzten 20 Jahre bedeutend. Hier bildete sich eine enge Kommunikationsstruktur des weltumspannenden Fairen Handels aus. Sie macht es heute möglich, alle Beteiligten auf Augenhöhe für Absprachen und Informationsaustausche zusammenzubringen. Die WFTO, die „Weltorganisation des Fairen Handels“ ist die Organisation dieses Prozesses. Sie ist das Labor einer tatsächlich alternativen Weltwirtschaft. Die aktuellen Verhandlungen zu den „Living Wages“, zu den „Existenzsichernden Löhnen“ ist ein wichtiges Beispiel dafür. Die beiden kirchlichen Hilfsorganisationen Brot für die Welt und Misereor gehören zu den Hauptunterstützern des organisatorischen Gerüsts der WFT.

Text: Lutz Hausmann

Letzte Änderung am: 06.11.2020