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RSSPrint

Weltladen-Dachverband 2018

Bericht von den Weltladen-Fachtagen

Bad Hersfeld - Messe, Tagung und Mitgliederversammlung
Lutz Hausmann

Vom 8. bis 10. Juni war ich bei den Weltladen-Fachtagen 2018 in Bad Hersfeld und anschließend auf der Jahreshauptversammlung des Weltladen-Dachverbandes eben dort. Darüber möchte ich Euch im Folgenden berichten.

Ich fuhr jeweils mit der Bahn nach Bad Hersfeld und zurück. Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden vom und zum Berliner Hauptbahnhof. Da ich schon sehr früh gebucht hatte, war ich im Genuss günstiger Spartickets.

In Bad Hersfeld war es an diesem Wochenende genauso heiß wie in Berlin aber schwülwarm mit einer ständigen Gewitterneigung. Geregnet hat es tatsächlich aber nur einmal kurz für ein paar Minuten.

In Bad Hersfeld kam ich kurz vor Mittag an. Zur Jugendherberge, wo ich untergebracht war, kann man in etwa 15 Minuten zu Fuß gelangen. Die Jugendherberge in Bad Hersfeld ist herausragend schön und angenehm. Ein alter großzügiger Bau ist architektonisch gelungen mit einem Neubau verbunden, der als Tagungszentrum dient. Der Übergang der beiden Gebäude ist aus Glas und beherbergt einen gemütlichen Empfangs-, Café- und Ruhebereich mit Blick in den großzügigen Garten. Dort stehen unter hohen Bäumen weitere runde Tische und Stühle, an denen man dann auch seine Mahlzeiten einnehmen kann. Der moderne auch verglaste Speiseraum schließt gleich an.

Alles an diesem langen Wochenende war großartig organisiert. Das lag einmal natürlich an den (wenigen) sehr engagierten Mitarbeitern des Weltladen-Dachverbands zum anderen aber auch an der Routine. Die Weltladen-Fachtage finden jedes Jahr in Bad Hersfeld statt.

Bad Hersfeld liegt ungefähr in der Mitte Deutschlands in der Nähe von Fulda. Aufgrund seiner geografischen Lage hatte es vom neunten bis dreizehnten Jahrhundert politisch eine herausragende Bedeutung bei der Entwicklung des gesamten mitteldeutschen Raums; politisch eine weitaus höhere Bedeutung als Fulda. Davon zeugt heute noch eine mächtige Ruine auf einer mehr als fußballfeldgroßen Grundfläche. Auf den immer noch mindestens 20 Meter hohen Mauern habe ich das erste Mal Nilgänse sitzen sehen. Sie schauten von den hohen Mauern wie mystische Wesen einer vergangenen Zeit hinunter über die ausgedehnte Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern.

Veranstaltungsorte gab es vier: Im Tagungszentrum der Jugendherberge fanden die Workshops am Freitagnachmittag statt. Die sogenannte „Schilde“-Halle, von der Jugendherberge aus jenseits der Altstadt, beherbergte dieses Jahr die größte Fair-Handels-Ausstellungs-Messe in Deutschland. In einem ebenfalls historischen Industriegebäude neben der Schilde-Halle fanden die vier Diskussionsforen am Samstagnachmittag statt. Schließlich gab es noch das „Hotel am Kurpark“ als vierten Veranstaltungsort, in dem am Sonntag die Jahreshauptversammlung stattfand. Alle Veranstaltungsorte waren von der Jugendherberge aus gut fußläufig zu erreichen. Zur Messe und zu den Diskussionsforen fuhr ein Shuttlebus von der Jugendherberge und zurück.

Für die Verköstigung war mit vier Mahlzeiten am Tag sehr gut, gesund und wohlschmeckend gesorgt. Für Mittagessen, Kaffee und Kuchen und Getränke sorgte ein Caterer am Samstag neben der Schilde-Ausstellungshalle. Die anderen Mahlzeiten und ein Grill-Sommerfest gab es in der Jugendherberge.

Angereiste übernachtende Tagungsteilnehmer gab es ungefähr 450. Hinzu kamen zahlreiche Tagesgäste für die Messe am Samstag. Für Geselligkeit sorgte die Vorab-Messeeröffnung am 1 Freitagabend für die angereisten und übernachtenden Teilnehmer und das Grill-Sommerfest im Garten der Jugendherberge am Samstagabend. Die Stimmung war jeweils entspannt und fröhlich. Am Messeabend gingen Servicekräfte ständig mit Tabletts gesponserten Weins von GEPA und El Puente herum. An diesem Abend wurden schon zahlreiche Bestellungen aufgegeben. Viele Weltläden hatten sich diesen Abend aufgehoben, um nach einem Plausch mit ihren Importeuren zu ordern.

Ich hatte viel Gelegenheit mit Mitgliedern anderer Weltläden ins Gespräch zu kommen. Neben Charlotte vom Weltladen „Puerte Alegre“ in Frankfurt/Oder war ich der einzige Teilnehmer aus Brandenburg. Aus Halle war ein junges Team von vier jungen Leuten Mitte dreißig angereist. Insgesamt überwogen aber auch auf diesem Weltladentreffen wieder die älteren Engagierten. Diese blickten mit ihren Weltläden sehr häufig auf eine dreißig bis vierzigjährige Geschichte. Die Läden sind aus alternativpolitischen Gruppen der Siebziger und Achtzigerjahre hervorgegangen, in der Mehrzahl im Rhein-Main-Neckar-Raum zwischen Köln und Stuttgart und weiter südlich in Baden Württemberg. Dieser Kreis von Menschen bildete auch die Mehrzahl der Teilnehmer auf der Jahreshauptversammlung des Weltladen-Dachverbands, alle kurz vor der Rente oder mehr oder weniger weit darüber. Auch der vierköpfige Vorstand des Weltladen-Dachverbands hat ein Durchschnittsalter von mindestens 70 Jahren. (Die hauptamtlichen Mitarbeiter und der Geschäftsführer des Weltladen-Dachverbands sind sehr viel jünger!) In diesen Gegenden, aus denen die Mehrzahl der Mitglieder des Weltladen-Dachverbandes kommen, gibt es trotzdem verbreitet ähnliche Probleme der Weltläden, wie sie auf dem Weltladentreffen-Ost in Groß Väter angesprochen wurden. In Westdeutschland gibt es viele gut eingeführte, große und umsatzstarke Weltläden. Es gibt aber auch die Weltläden mit schlechten Standorten und Umsatz- und vor allem Nachwuchssorgen. Zudem sind die westdeutschen Weltläden schon jetzt kaufmännisch in einer Veränderungsdynamik drin, vor denen sich die ostdeutschen Weltläden mit ihren Sorgen erst jetzt gerade so massiv stehen sehen.

Neben diesem „Atmosphäre schnuppern“ gehören die Workshops, die Diskussionsforen und die Mitgliederversammlung zu den großen Gewinnen meines Besuchs der Fachtage. Über diese selber will ich an dieser Stelle aber nicht ausführlich berichten.

Die Mitgliederversammlung am Sonntag

Kurz und knapp: Bei der Mitgliederversammlung ging es hoch her! Es stand eine Erneuerung des Weltladen-Dachverbandes an, sowohl im Gesamtkonzept, wie auch in der Satzung. Dies ist so wie geplant nicht gelungen. Gegen eine wichtige Satzungsänderung haben die großen Importeure (GEPA, El puente, globo, dwp) erst auf den Fachtagen massiv opponiert, so dass sich der Vorstand gezwungen sah, den entsprechenden Änderungsantrag in der Nacht vor der Mitgliederversammlung umzuformulieren. Diese Formulierung stimmte vorne und hinten nicht und wurde deshalb von der Versammlung an den Vorstand zur Überarbeitung zurück überwiesen. Wichtig: Das neue Gesamtkonzept als zukunftsweisende Planungsgrundlage wurde angenommen! Auch hier wieder der abschließende Satz: Mehr dazu bei einer anderen Gelegenheit.

Text: Lutz Hausmann

Letzte Änderung am: 06.11.2020